Worte des Gedenkens aus Anlass der feierlichen Beisetzung Georg von Hevesys am 19. April 2001 auf dem Nationalfriedhof in Budapest

Liebe Kinder, Schwiegerkinder, Enkel und Urenkel Georg von Hevesys,
Verehrter Herr Präsident, verehrte Mitglieder der Ungarischen Akademie der Wissenschaften,
Meine Damen und Herren,

als meine Kollegen und ich - wir sind Radiochemiker, Radioanalytiker, Geochemiker, Anorganiker, Nuklearmediziner und Physiker - ins Berufleben traten, lernten wir die bedeutenden Entdeckungen Georg von Hevesy´s auf den jeweiligen Fachgebieten kennen. Unsere Bewunderung stieg, als wir bald feststellten, wie viele Arbeitsgebiete er begründete und bereicherte. Wir bewundern sein Genie, wie er in verschiedenen Wissenszweigen entscheidende Experimente so durchführte, dass er damit neue Methoden schuf und gleichzeitig neue Theorien aufstellte oder wie im Fall des Hafniums, mit der Begründung der Röntgenfluoreszenzanalyse ein neues Element entdeckte. So wird deutlich, dass er wie kein anderer seiner Zeit, die Strukturen in der Natur kannte, vom Atomkern bis zu den chemischen Prozessen in lebenden Organismen. So kam es auch, dass er die Entdeckungen seiner Kollegen so gut begriff, dass er sie oft besser als die Entdecker selbst erklären konnte.

Für uns bekam die Persönlichkeit Georg von Hevesy´s auch deshalb eine zusätzliche Vertrautheit, weil sich unsere Beziehungen zu unseren ungarischen Kollegen besonders freundschaftlich gestalteten. So verspüre ich Freude und Dankbarkeit, dass die Ungarische Akademie der Wissenschaften Georg von Hevesy hier in würdevoller Form die Ehre erweist. Damit ehrt Ungarn nicht nur eine große Persönlichkeit, sondern zeigt auch ein hohes Maß an Achtung vor der Wissenschaft. So ist sein Wirken ein Maßstab. Und sein Leben ist ein Spiegel. In ihm können wir erkennen, in welchem Maße unser Handeln von Kleinmut oder Größe bestimmt wird und zu wie viel Freundschaft, Achtung und Toleranz wir fähig sind.

Ich danke Ihnen.