Über das Wissen

Wissen ist die entscheidende Kraft für die menschliche Entwicklung. Wissen gilt es zu schaffen, zu konservieren, zu verbreiten, sich anzueignen und bei einer Tätigkeit anzuwenden. Zum Wissen gehört das Wissen darüber, was man selbst nicht weiß, was nicht genug Menschen wissen oder was überhaupt noch unbekannt, aber von Bedeutung ist. Der Begriff Wissen ist umfassender als der Begriff Bildung, der vom Umgang mit Wissen im wesentlichen nur deren Verbreitung und Aneignung beinhaltet.

Der Umgang mit Wissen bestimmt die Entwicklung der Menschheit, von Menschengruppen und von Personen. Das betrifft das Volumen an relevanten Wissen und die Konzentration von Wissen auf Entscheidungsträger, z.B. Politiker, Manager, Führer von Verkehrsmitteln und weiteren Personen, die verantwortungsvolle und komplizierte Tätigkeiten ausüben, sowie das Ansehen, das Wissen in einer Gruppe besitzt. Das Schaffen, Verbreiten und Erwerben von Wissen kann für eine Person beträchtliche Gefühle von Glück erzeugen. Der Mangel an Wissen kann zu tragischen Unglücksfällen in allen Bereichen des Lebens führen.

Reinhard Mohr und Mathias Schreiber zitierten in ihrem Beitrag "von Nitzsche zu Naddel" im Spiegel 52/1999, S.178 - 182 Bodo Strauß: "Das Regime der telekratischen Öffentlichkeit ist die unblutigste Gewaltherrschaft und zugleich der umfassendste Totalitarismus der Geschichte. Es braucht keine Köpfe rollen zu lassen, es macht sie überflüssig".

Sie schrieben weiter: "Da steht es nun, das Individuum an der Stelle zum 21. Jahrhundert. Es bemüht sich um Persönlichkeit ... versucht sich, vom Nachbarn abzugrenzen. Doch im Handumdrehen wird es eingespeist in die große alles zermahlende Maschine der Massenkultur ... Material, das sich selbst verwertet.

Die Uniformierung der Verhaltensmuster, der Kleidung, der Wünsche, das Streben "in" zu sein als Kopie im Denken und Verhalten wird durch die Angst erzwungen, als Außenseiter aus den Kreisen der Kommunikation ausgeschlossen zu sein. Die moderne Demokratie wünscht die Wahl zwischen Bildern und nicht mehr zwischen Wegen. Parteien führen ihren Wahlkampf nicht mehr mit Inhalten sondern nur noch mit allgemein akzeptieren Losungen: Wählt die Zukunft! Wählt den Wohlstand!, Wählt die Freiheit! Wählt die Erhaltung unseres Erdballs! Keine Partei kann vor der Wahl ein detailliertes Programm vorlegen, weil es entweder auf Unwillen der Wähler vor der Wahl, wenn es real, ist stößt, oder nach der Wahl, wenn es unreal war."

Parteien bestimmen die Haltung der Abgeordneten mit Fraktionsdisziplin und die regierenden Parteien vereinbaren im Block oder auch Koalition die Richtungen der Fraktionen. Da die Aussagen der Parteien im Prinzip identisch sind, gibt es keine Alternativen. Es gibt auch kein Spektrum an Abgeordneten mit unterschiedlichen Aussagen. Die Wahlpropaganda wird von kommerziellen Werbeagenturen durchgeführt und ist bewusst nichtsagend wie Werbung für Teigwaren, Kosmetika und Haustierfutter. Die Befragungen vor der Wahl geben den Trend genügend genau an. Es besteht gegenwärtig wenig Grund, neben der von den Info-Instituten regelmäßigen geheimen Befragung eines unter statistischen Gesichtspunkten ausgewählten Personenkreises noch eine Wahl durchzuführen.

Es wäre wünschenswert, wenn die Kandidaten für eine Wahl sich mehr als Individuen mit ihrem eigenen Wissen, ihrer Begeisterungsfähigkeit und Zukunftsvisionen in der Öffentlichkeit darstellen würden und ihre Bindung an eine Partei eine geringere Rolle spielen würde.

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